"BUNT statt Einheitsgrün!"
Revitalisierung einer Bergwiese im FFH-Gebiet „Preßnitz- und Rauschenbachtal“ (Naturschutzgebiet „Rauschenbachtal“)
Eine stattliche, purpurrot blühende und gleichzeitig geschützte Pflanzenart inmitten einer Bergwiese? Das ist unsere Projektzielart - die Perücken-Flockenblume
(Centaurea pseudophrygia). Die attraktive Pflanze bekommt man heute nur noch selten zu sehen, was leider auch auf eine Wiesenfläche inmitten des Naturschutzgebietes „Rauschenbachtal“ zutrifft.
Die Fläche wurde bis 1973 mit Rindern beweidet und wurde dabei stark in Mitleidenschaft gezogen. Danach erfolgte bis 1998 kaum noch eine Nutzung. Bereits in den 1980er Jahren wurde durch
ehrenamtliche Naturschutzhelfer versucht, kleinflächig einige Wiesenbereiche von Hand mit einem Motormäher zu pflegen. Jedoch war es aufgrund der enormen Ausbreitung der Zittergras-Segge (Carex
brizoides) nicht möglich, den Wiesenbereich zu erhalten.
Seit 1998 wird die Fläche vom Naturschutzzentrum Erzgebirge gepflegt, d.h. gemäht und beräumt. Es erfolgte eine Wandlung hin zu bergwiesentypischen Arten, jedoch ist
die Fläche immer noch dominant mit der Zittergras-Segge durchsetzt. Deshalb ist eine weitere Verbesserung notwendig. Dazu ist eine zusätzliche frühe Mahd bevor diese Art zur Ausprägung kommt
erforderlich. Danach muss mit entsprechender Technik die Fläche am Oberboden aufgelockert werden. Im Nachgang wird Mähgut von einer nahe liegenden Bergwiesenfläche, welche optimal mit wertvollen
Bergwiesenpflanzenarten ausgestattet ist, aufgebracht (Mahdgutübertragung). Das Prinzip Spender-und Empfängerfläche ist eine anerkannte Naturschutzmaßnahme zur Erhöhung der Artenvielfalt auf
einem Standort. Eine fachliche Begleitung, z.B. Kartierung von Arten und Vegetation, kann den Erfolg der Maßnahme dokumentieren.
Maßnahmeziel:
Die Gefährdungssituation der Bergwiese - auch in Hinblick auf das FFH-Verschlechterungsverbot - macht diese Schutz- und Pflegemaßnahme im Rahmen des
Artenhilfsprogramms „Perücken-Flockenblume“ erforderlich. Mit der Maßnahme "BUNT statt Einheitsgrün!" wollen wir eine deutliche Verbesserung der Populationsdichte dieser schönen
Bergwiesenart sowie weiterer Bergwiesenzeiger und wertvoller Pflanzenarten erreichen. Denn es entsteht damit auch ein blüten"BUNTER" Lebensraum für weitere seltene und geschützte Arten wie z.B.
Arnika, Kreuzblümchen, Klappertopf und Bärwurz - ganz im Gegensatz zum bisheigen "einheitsgrünen" Zittergras-Bestand.
"Rückkehr willkommen"
Artenschutzmaßnahme zur Wiederansiedlung des Holunder-Knabenkrautes
Das Holunder-Knabenkraut (Dactylorhiza sambucina) zählt zu den am stärksten gefährdeten Orchideenarten Deutschlands. In unserem Projektgebiet liegen die
Verbreitungsschwerpunkte der Art am Erzgebirgssüdhang auf tschechischer Seite. Auch hier sind uns nur noch einige Vorkommen bekannt. Auch auf tschechischer Seite ist der Bestand stark gefährdet
und speziell durch Sukzession beeinträchtigt. Auf der deutschen Seite des Projektgebietes gilt diese Orchideenart bereits seit Anfang der 1980er Jahre verschollen.
Im Rahmen des Ziel3-Projektes sollen Fragen zur Gefährdungssituation und zur Lebensraumverbesserung diskutiert und der Versuch einer Wiederansiedlung auf ehemaligen
Standorten auf deutscher Seite des Erzgebirges unternommen werden. Außerdem sind uns noch keinerlei genauere Erkenntnisse über ein anzustrebendes Optimum bei der Biotoppflege der
Holunderknabenkraut-Standorte bekannt.
Artencharakteristik:
Das Holunder-Knabenkraut ist eine Orchidee bodensaurer, nährstoffarmer Wiesen. Diese Art gehört also zu den traditionellen Magerwiesen des nährstoffarmen, gepflegten
Grünlands. Ihr Standort ist meist wärmebegünstigt und von Spätfrösten selten betroffen. Weiterhin handelt es sich bei den jetzigen Standorten in der Regel um Hanglagen in einer Höhenstufe von 600
- 900 m ü. NN. Die Art zeigt eine charakteristische Bindung an nährstoffarme Standorte mit entsprechenden Pflanzengesellschaften, die wiederum an historische Bewirtschaftungs- und Wiesentypen
gebunden ist. Dactylorhiza sambucina blüht im Projektgebiet bereits ab Anfang Mai und zählt somit zu den ersten blühenden Pflanzen der Bergwiesen und Borstgrasrasen. Die Orchideenart zeigt sich
sowohl in gelber als auch in purpurroter Blütenfarbe.
Maßnahmeziel:
Die aktuellen Vorkommen auf tschechischer Seite sind relativ isoliert und weit von ehemaligen und potentiellen Standorten auf deutscher Seite entfernt. Da das
Holunder-Knabenkraut im Erzgebirgskreis schon lange verschollen ist, ist es uns wichtig, diese außergewöhnliche Orchidee durch gezielte Wiederansiedlungsmaßnahmen zurück nach Sachsen zu holen -
"Rückkehr willkommen".
"Wasser ist Leben 1 und 2"
Wasser ist Leben 1 – „Wieder artenreicher durch mehr Wasser“
Fachliche Vorbereitung der Wiedervernässung der grenznahen „Schilfwiese“ bei Oberwiesenthal
Wasser ist Leben 2 – „Entwässerung stoppen und Vielfalt ernten“
Fachliche Vorbereitung der Wiedervernässung der grenznahen „Schlauderwiese“ bei Oberwiesenthal
Das Erzgebirge ist das hochmoorreichste Mittelgebirge im östlichen Deutschland (SUCCOW & JOOSTEN). Die Intensivierung der Landnutzung, die in unserer
Mittelgebirgsregion bis in die Kammregion durchgeführt wurde, stellt den Naturschutz noch immer vor große Herausforderungen. Dort, wo Moore trocken gelegt wurden, bietet sich dennoch die Chance,
durch diese Renaturierungsmaßnahmen solche Gebiete dauerhaft zu erhalten oder zu verbessern.
Diesem Ziel hat sich das Naturschutzzentrum Erzgebirge im Projektzeitraum und in einem möglichen Folgeprojekt angenommen. Bei unseren beiden Moorprojekten ist
deutlich zu erkennen, dass ohne Renaturierung keine Verbesserung dieser Standorte einsetzen wird.
Maßnahmeziel:
Unsere Zielvorstellungen orientieren sich an den Biotopstrukturen und der Artenausstattung, die noch heute zu erkennen ist und die sich im Zuge der natürlichen
Vegetation und der jahrhundertelangen Entwicklung oder Nutzung herausgebildet haben.
Es wird angestrebt, dass sich im Projektgebiet ein vielfältiges Mosaik an artenreichen Lebensräumen entwickelt. Unsere Absicht beinhaltet einerseits die Erhaltung
der verbliebenen schutzwürdigen Moorflächen und andererseits die Regeneration der entwässerten Moorbereiche in den beiden Maßnahmegebieten. Einige in Sachsen und der Bundesrepublik gefährdeten
Pflanzen- und Tierarten sollen im Projektgebiet durch unsere Maßnahmen wieder gesicherte Populationen entwickeln können - darunter Torfmoose, Wollgräser, Moos- und Rauschbeere sowie die
Wenigblütige Segge uvm.
Durch Herstellung möglichst naturnaher Zustände soll das Regenerationspotenzial in den Mooren als auch in deren hydrologischen Einzugsgebieten verbessert werden.
Weiteres Ziel ist es, selbstregulierende Prozesse zu fördern, um den Wasserrückhalt in den Mooren zu gewährleisten, denn "Wasser ist Leben".